Grüner Blickwinkel 03/2018

Im Kreistag bin ich seit 2014 und habe einen Sitz im Bauausschuss und im Ausschuss für Sport, Kultur und Partnerschaften. Unsere Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat 11 Sitze im Kreistag.

Der Kreistag ist das politische Gremium des Landkreises, wir sind insgesamt 70 Kreisräte. Christoph Göbel ist der Landrat.  Wir Kreisräte sind mitverantwortlich für den einwohnerstärksten Landkreis in Bayern – für ca. 340.000 Menschen! Es sind vielfältige und spannende Themen, die beraten und entschieden werden.  Der Kreistag ist u.a. verantwortlich für den Bau und Unterhalt der weiterführenden Schulen, der Kreisstraßen, das Busnetz im Landkreis, kommunale Abfallwirtschaft, unterschiedliche soziale Aufgaben, wie z.B. Jugendhilfe, Chancengleichheit, Inklusion….

In unserem ersten grünen Blog berichte ich von meiner Fahrt mit dem Landrat und den KollegInnen des Kreistages in unseren Partnerlandkreis Wieliczka. Der Landkreis München hat mehrere Partnerlandkreise bzw. Partnerregionen. Der Landkreis Wieliczka, in der Nähe der Stadt Krakau, ist einer davon. Vom 21.–23.4. fand eine Delegationsfahrt der Kreisräte und des Landrats des Landkreises München in die Region Wieliczka statt. Als Kreisrätin habe ich zum ersten Mal unseren Partnerlandkreis besucht.

Es gab interessante Begegnungen mit den Bürgermeistern, Kreisräten und dem dortigen Landrat. In mehreren Diskussionspanels wurde uns die Region vorgestellt, in der 135.000 Menschen leben.

Wirtschaftlich befindet sich die Region im Aufbruch. Große Unternehmen haben sich seit den 1990-er Jahren angesiedelt: Coca-Cola, MAN, Meiller Kipper, mehrere Logistik-Firmen… In großem Umfang werden Gewerbegebiete ausgewiesen, die z.T. mehrere hundert Hektar umfassen. Die Frage nach Ausgleichsflächen stieß auf Erstaunen, man habe doch den Urwald in der Nähe.

Einerseits bringt die Industrialisierung Arbeitsplätze in die Region – die Arbeitslosigkeit liegt um die 3% – beklagt wurde aber auch die Zunahme an Verkehr. Ein Phänomen, das wir aus unserem Landkreis nur zu gut kennen.

In Wieliczka selbst konnte 2006 ein großer Berufsschulcampus mit 11.000 qm errichtet werden, der sich nach Aussage der polnischen KollegInnen großer Beliebtheit bei den jungen Menschen erfreut und, weil moderner, sogar Krakau den Rang abläuft. Dort werden vorwiegend Berufsausbildungen im Bereich Gastgewerbe / Fremdenverkehr angeboten, die Absolventen seien sehr gefragt. Praktika finden bei lokalen Unternehmen statt. Großzügige Sporthallen können abends von der Bevölkerung genutzt werden. Auf der Schule wurde Photovoltaik installiert, geheizt wird mit einer Wärmepumpe.

Der öffentliche Personennahverkehr sei gut ausgebaut, berichten die KollegInnen. Es gebe gute Bahn- und Busverbindungen, so dass SchülerInnen, wie ArbeitnehmerInnen auch aus Krakau und der Umgebung, gut öffentlich anreisen können.

Die Salzmine in Wieliczka, zum Unesco Weltkulturerbe gehörend, bietet beeindruckende 250 km unterirdische Wege und 8 Mio. qm unterschiedlich große, abgeräumte Kammern, in denen sich u.a. Vortragssäle, ein Konzertsaal und eine Kirche befinden! In der Kirche findet jede Woche am Sonntag eine Messe statt.

Der Bergbau wurde 1996 eingestellt, seither wird die Mine touristisch und therapeutisch genutzt, was mich besonders interessiert hat. In einer Tiefe von 130m unter der Erdoberfläche gibt es ein Rehabilitationszentrum für Menschen, die an Lungenerkrankungen oder Allergien leiden. Obwohl die Luft umgepumpt und mit Luft von außen angereichert wird, ist die Luftqualität ausgezeichnet und Allergiker können ohne Beschwerden atmen. Wir haben viele Kinder da unten gesehen, die sich mit ihren Eltern dort oft mehrere Wochen lang für viele Stunden aufhalten. Die Behandlungskosten übernimmt die Krankenkasse.

Die Luftqualität an der Oberfläche ist nicht wirklich gut. Ich war erstaunt, wie sehr man besonders am Morgen und am Abend den Kohlerauch riecht. Über den Orten steht, je nach Heizintensität und Wetterlage, häufig eine Wolke aus Rauch. Daher ist es auch ein erklärtes Ziel der KollegInnen vor Ort, Heizungen langfristig auf Gas oder erneuerbare Energien umzustellen.

Ein weiteres großes Thema für die nahe Zukunft ist die Abfallwirtschaft neu zu organisieren.

Abgerundet wurde die Reise durch unterschiedliche kulinarische Impressionen, den Besuch einer Benediktinerinnenabtei und einem halben Tag in der Stadt Krakau.

Die Region erhält nach eigenen Aussagen für unterschiedliche Projekte einiges an EU-Fördergeldern. Schade fand ich persönlich, dass dies nach außen so wenig sichtbar gemacht wird, könnte es doch dazu beitragen den europäischen Gedanken in Polen zu stärken.

 

Weitere Bilder sind auf der Facebook-Seite des Landkreises München zu sehen (Link).

Informationen zu den Partner-Landkreisen findet man auf der Webseite des Landkreises München (Link).

 

WhatsApp

Schlagwörter: Gewerbegebiet Luftqualität Polen


Verwandte Artikel